Geschichte

11500 – 10500 v. Chr Erste Besiedlung

Die erste ständige Besiedlung Zyperns erfolgte in der Jungsteinzeit (11.000 bis 9500 v. Chr.). Die Besiedlung erfolgte im 9. Jahrtausend v. Chr. von Syrien aus.

Das bekannteste Dorf der Jungsteinzeit ist Khirokitia bei Kalavasos, weitere Fundorte alter Stätten aus dieser Zeit sind Ais Yiorkis, Kastros, Lapta, Petra tou Limniti, Shillourokambos und Tenta.

Anhand von Ausgrabungen wurde nachgewiesen, dass die Bewohner der ersten Siedlungen Jägern und Bauern waren. Funde deuten darauf hin, dass die Jäger Wildschweine und Vögel jagten, während die Bauern Getreide anbauten,

8200-1050 v. Chr. Frühgeschichte

In der Bronzezeit belieferte Zypern das östliche Mittelmeer mit Kupfer. In dieser Zeit entstanden auf Zypern Handelsstädte wie Engomi, die in engem Kontakt mit der Levante (Handelsraum im östlichen Mittelmeer) standen.

Die frühen Bewohner der Insel Zypern lebten in Behausungen mit einem Wohnraum und verwendeten Werkzeuge und Gefäße aus Stein. Sie fertigten Schmuckstücke an, ernährten sich von Fisch, Getreide, Lamm- und Ziegenfleisch und bestatteten ihre Toten innerhalb der Hütten. Die frühesten Funde von Tongefässen auf Zypern stammen aus dem 5. Jahrtausend v. Chr.

Um 2600 v. Chr. wurde Kupfer zu Schmuckgegenständen verarbeitet, der Einsatz des Pflugs revolutionierte die Landwirtschaft und man begann, die Toten nicht mehr innerhalb der eigenen Hütten zu bestatten sondern auf Friedhöfen außerhalb der Behausungen.

In der späten Bronzezeit (1650-1050 v. Chr.) kam es zu einer Reihe bedeutsamer Entwicklungen. Es wurden die ersten Städte an der Küste gegründet, Kupfer und andere Metalle wurden intensiv abgebaut, es entwickelte sich eine Schrift und es wurden vermehrte Kontakte und Handelsbeziehungen zu den nahe gelegenen Regionen Ägyptens, des Mittleren Ostens, der Ägäis und des östlichen Mittelmeerraums aufgenommen.

Ab der zweiten Hälfte des 13. Jhd. v. Chr. siedelten sich nach und nach Festlandgriechen auf Zypern an. So wurden auch große Mengen mykenischer Keramik aus der Ägäis (d.h. Griechenland) importiert und sowohl im Alltag als auch im Rahmen religiöser Zeremonien verwendet.

In späterer Zeit wurden Keramik-Gegenstände mykenischen Typs auch vor Ort nachgebildet und stellen bald einen festen Bestandteil der Keramik-Tradition Zyperns dar.

Um 1200 v. Chr. kam die Insel unter mykenischen Einfluss und es wurde begonnen Keramik lokal herzustellen. Danach war Zypern Teil der assyrischen, ägyptischen und persischen Einflusssphäre. Das Königreich Salamis errang nach und nach die Vorherrschaft über die Insel.

1050 – 480 v. Chr.

Bis zum 11. Jhd. v.Chr. waren alle großen Städte Zyperns der späten Bronzezeit durch Naturgewalten zerstört worden. Sagen zufolge seien die neu entstandenen Städte von Helden auf Ihrer Rückkehr vom Trojanischen Krieg gegründet wurden.

Dies deckt sich mit der historischen Tatsache, und zwar konkret mit der letzten Welle griechischer Besiedelung, die schließlich zur Hellenisierung der Insel Zypern führte. Dabei wurden die griechische Kultur und Sprache übernommen. Ab dem 10. Jhd. v. Chr. entstanden besonders enge Beziehungen zwischen Zypern und den griechischen Inseln, so etwa Euböa und Kreta.

In der Zeit 750-475 v. Chr. wurde Zyperns dem Assyrischen Reich unterworfen. In dieser Zeit blieben die mittlerweile entstandenen zyprischen Königreiche von Salamis, Kition, Amathus, Kourion, Idalion, Paphos, Marion, Soloi und Tamassos unabhängig, so lange sie in der Lage waren, die Fronsteuer an die Herrscher zu zahlen.

Zypern - historische Königreiche vor Christus
Zypern – historische Königreiche – Badseed, using work by User:Evil berry and User:Zamonin [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)]

475 v. Chr. – 395 n. Chr. Griechen und Römer

Während der klassischen Epoche (475-312 v. Chr.) befand sich Zypern im Mittelpunkt der griechisch-persischen Kriege. Dabei zielte die griechische Strategie darauf ab, die Perser von allen griechischen Inseln – darunter auch Zypern – zu vertreiben, was ihnen nicht gelang.

Zypern wurde schließlich Teil des Persischen Reichs, wobei die Insel allerdings ihre Unabhängigkeit in hohem Maß erhalten konnte. Während der gesamten Dauer der persischen Herrschaft waren die griechischen Einflüsse auf der Insel Zypern weiterhin äußerst stark.

Die Perserherrschaft endete in der hellenistischen Epoche (310-30 v. Chr.) während des großen Feldzuges Alexanders des Großen gen Osten. 332 v. Chr. gingen die Herrschaft über Zypern an Alexander dem Großen über und Zypern wurde in dessen Reich eingebunden. Nach dem Zerfall des Reiches gehörte Zypern zum hellenistischen Ptolemäerreich.

Während der Ptolemäerzeit (305-30 v. Chr.) wurde Zypern vorwiegend als militärischer Stützpunkt genutzt. Die Ptolemäer beuteten die natürlichen Bodenschätze und Rohstoffe der Insel aus, darunter Kupfer, Oliven und Weizen, aber auch Holz, das allem voran zum Schiffbau verwendet wurde.

58 v. Chr. gelangte die Insel unter römische Herrschaft. Die Römer, die die Herrschaft über Zypern von den Ptolemäern übernahmen, beuteten vor allem die Kupferminen der Insel aus. Auch wenn der Beginn der römischen Epoche um 58 v. Chr. angesetzt wird, fiel Zypern erst im Jahr 30 v. Chr. vollständig an das Römische Reich.

Während der römischen Epoche (58 v. Chr. bis 395 n. Chr.) wurde der Name Zypern gleichbedeutend mit der lateinischen Bezeichnung für Kupfer (cuprum). Unter römischer Herrschaft erlebte die Insel ein drei Jahrhunderte anhaltendes Wirtschaftswachstum, das in erster Linie auf die besonders rege Handelstätigkeit zurückzuführen war.

In dieser Zeit erfolge auch die Christianisierung der Insel durch die Apostel Paulus und Barnabas, die im Jahre 45 n. Chr. begann.

395 – 1191 Byzantinisches Reich

Im Jahre 330 n. Chr. wurde die Hauptstadt des Römischen Reichs von Rom nach Konstantinopel verlegt. Das Christentum wurde zur offiziellen Staatsreligion erhoben. Im Jahr 395 n. Chr. zerfällt das römische Reich und wird schließlich in das Weströmische und das Oströmische Reich aufgeteilt. Dem östlichen Teil, der auch als Byzantinisches Reich oder Byzanz bekannt war, gehörte in der Zeit vom 4 bis zum 12. Jhd. n. Chr. auch die Insel Zypern an.

In den ersten byzantinischen Jahrhunderten erlebte Zypern friedliche Zeiten. Neue Städte wurden angelegt, während andere infolge verheerender Erdbeben verlassen wurden. Die Hauptstadt Zyperns wurde von Paphos nach Salamis verlegt, in deren Nähe ab dem 7. Jahrhundert Famagusta aufblühte.

Amathous war bereits seit römischer Zeit ein bedeutendes Zentrum, während nicht weit davon entfernt eine neue Stadt entstand: Neapolis bzw. Nemessos, die während der Frankenherrschaft in Limassol umbenannt wurde.

Die alte Stadt Ledra wurde von Nikosia abgelöst, das in der Zeit zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert zur Hauptstadt der Insel wurde.

1192 – 1489 Die Franken

Im Jahr 1191 nahm Richard Löwenherz, der König von England, im Verlauf des dritten Kreuzzugs die Insel Zypern ein, da er ihre strategische Bedeutung als Versorgungsstützpunkt für sein Heer erkannte.

Auf Zypern heiratete Richard Löwenherz auch seine Verlobte Berengaria von Navarra, die ihn auf der Fahrt begleitete, und krönte sie zur Königin von England. Da ihm
jedoch schon bald darauf klar wurde, wie schwierig es sein würde, die Insel unter Kontrolle zu halten, verkaufte er sie an den Templer-Orden, von dem sie infolge mehrerer Aufstände der einheimische Bevölkerung wieder an Richard zurückgegeben wurde.

Schließlich verkaufte König Richard Zypern an den französischen Adeligen Guy de Lusignan. Die fränkische Herrschaft in Zypern, erstreckte sich über drei Jahrhunderte (1192-1489). Im Jahr 1291 bildete Zypern nach der Übernahme von Akkon durch die ägyptischen Mameluken die letzte und einzige Bastion der Christenheit im vorderen Orient und stellte zugleich den wichtigsten Handelsstützpunkt im östlichen Mittelmeer dar.

Eine private Gilde von Kaufleuten und Patriziern aus den Republiken Venedig und Genua besaß seit der Thronbesteigung des fränkischen Königs Heinrich I. im Jahre 1232 Handelsprivilegien auf Zypern. Die Genuesen entsandten 1373 eine Flotte, die die venezianischen Konkurrenten aus wichtigen Positionen verdrängte und den Osten von Zypern zum genuesischen Protektorat machte.

Mehrere Versuche des zyprischen Königshauses, zusammen mit der Republik Venedig die genuesische Herrschaft abzuschütteln, misslangen. Fast ein Jahrhundert lang blieb Zypern danach ein genuesisches Protektorat. Famagusta wurde von König Jakob I. offiziell an Genua abgetreten.

Anders als die Republik Venedig verfügten die Genuesen nicht über eine große Kriegsmarine und konnten den Besitz Zyperns nicht dauerhaft absichern. So übertrugen sie die Verwaltung der Banco di San Giorgio.

1464 gelang es Jakob II. mit Hilfe ägyptischer Truppen sowie spanisch-sizilianischer Söldner Kyrenia und Famagusta einzunehmen. Finanziert wurden diese Unternehmen von Venedig aus, um Genua von der Insel zu vertreiben.

Das Bild zeigt eine Karte Zyperns aus dem Jahr 1482.
Zypern – historische Karte von 1482 – Sailko [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)]

1489 – 1571 Venezianische Herrschaft

Durch die Heirat Jakobs der II. mit der Venezianerin Katharina Cornaro stieg der Einfluss der Venezianer erneut. Nach dem Tod Jakobs dankte Katharina ab und trat Zypern im Jahre 1489 an Venedig ab. Die Insel gehörte bis 1571 zur Republik Venedig.

Brücke aus der venezianischen Zeit auf Zypern bei Tzielefos
Zypern – Brücke aus der venezianischen Zeit Tony Esopi [CC BY-SA 3.0 GR (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/gr/deed.en)]

Venedig verfolgte dabei allem voran ein Ziel: den Besitz der Insel Zypern auf Dauer sichern, um den störungsfreien Verkehr und die ungehinderte Versorgung der venezianischen Schiffe im östlichen Mittelmeer zu gewährleisten.

Mit der Einnahme der Insel Rhodos durch die Osmanen im Jahr 1522 wurde den Venezianern bewusst, dass auch der Verlust der Insel Zyperns drohte. Daher errichteten sie eine mächtige Befestigungsmauer um Nikosia und verstärkten die bestehende Stadtmauer von Famagusta, an deren Kaimauer der Othello-Turm stand, der aus Shakespeares gleichnamiger Tragödie bekannt ist.

Zypern - Nikosia - Stadtmauer nach der Verstärkung mit seinen Verteidungsspitzen
Zypern – Nikosia – Stadtmauer
Zypern - Nikosia - Venezianische Stadtmauer und Park mit Palmen
Zypern – Nikosia – Venezianische Stadtmauer – Nicosia029 [CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

1571 – 1878 Osmanische Herrschaft

1571 fielen die Osmanen in Famagusta auf Zypern ein. Am 7. März 1573 erkannte Venedig in einem Vertrag die Abtretung Zyperns an das Osmanische Reich an. Die venezianischen Katholiken wurden von der Insel vertrieben und erstmals ließ sich eine moslemische Glaubensgemeinschaft auf Zypern nieder.

Zypern war von 1571 bis 1878 Teil des Osmanischen Reiches. Gouverneur war jeweils der Oberbefehlshaber der Marine, ein Mitglied des Dīwāns, das auch Rhodos und Kreta verwaltete. Viele Offiziere des osmanischen Heeres, das die Insel erobert hatte, ließen sich nieder. Sie waren für die Eintreibung der Steuern verantwortlich.

Regierungssitz wurde Nikosia. Die Bauern wurden befreit. Sie konnten weiter ihre Felder bewirtschaften, mussten aber jetzt Steuern zahlen und erhielten wieder volle Bewegungs- und Niederlassungsfreiheit. Die Zwangsarbeit für den venezianischen Gutsherren wurde abgeschafft.

Nach der osmanischen Eroberung wurden Siedler auf die entvölkerte Insel geschickt, vor allem aus dem südlichen Anatolien. Die Besitztümer der Venezianer wurden von den Osmanen übernommen und türkische Ortschaften gegründet.

Die meisten christlichen Zyprer traten zum Islam über, da Regierungs- und Verwaltungsämter weitgehend Muslimen vorbehalten waren, aber konvertierten Christen durchaus offenstanden.

Konvertiten wurden rasch in die muslimische Gesellschaft assimiliert. Dem englischen Reisenden Richard Pococke zufolge, der Zypern im Herbst 1736 besuchte, waren Mischehen zwischen Christen und Muslimen häufig. Pashley berichtet 1837, dass Muslime sogar Paten christlicher Kinder wurden.

Wichtigster Unterschied zwischen den Bevölkerungsgruppen war die Religion, nicht die ethnische Herkunft. Ein Zustand, der bis ins frühe 20. Jh. andauern sollte.

Das Bild zeigt eine historische Karte Zyperns von Francesco Basilicata aus dem Jahr 1618
Zypern – historische Karte von Francesco Basilicata 1618 – Francesco Basilicata [Public domain]

1878 – 1960 Britische Kolonialzeit

Seit der Eröffnung des Suezkanals im November 1869 war das Mittelmeer eine Transitroute. Für Großbritannien waren seine Kolonien (die größte davon war Indien) nach der Eröffnung des Kanals viel schneller und risikoärmer zu erreichen.

Großbritannien und das Osmanische Reich einigten sich am 4. Juni 1878 in einer zunächst geheim gehaltenen vertraglichen Abrede in Konstantinopel darauf, dass die Insel Zypern an die Briten abgetreten werden solle, der osmanische Sultan dort aber einige Souveränitätsrechte behalte.

Im Gegenzug garantierte Großbritannien die osmanischen Besitzungen in Asien und sagte Unterstützung gegen einen eventuellen russischen Vorstoß in die Meerengen des Bosporus und der Dardanellen zu.

Das russische Heer war im Russisch-Osmanischen Krieg (1877–1878) bis kurz vor Istanbul vorgestoßen und hatte am 3. März 1878 die Unterzeichnung des Friedens von San Stefano erzwungen, der zu umfangreichen Gebietsverlusten für die Osmanen auf der Balkanhalbinsel führte. Diese Gebietsverluste wurden auf dem Berliner Kongress vom 1878 jedoch teilweise wieder revidiert.

Das Osmanische Reich erhielt für das an Großbritannien abgetretene Zypern eine später vereinbarte Tributzahlung von 92.746 Pfund Sterling. Die Briten gewannen so Einfluss in der Region, das Osmanische Reich einen Partner in seinem Kampf gegen die russische Expansion und der Entwicklung auf dem Balkan.

Die Briten errichteten ein Hochkommissariat unter Sir Garnet Wolseley, gegen das sich bald der Widerstand der Griechen unter dem Erzbischof Sophronios III. richtete, die den Anschluss an Griechenland, die sogenannte Enosis, anstrebten. Als Sophronios im Jahr 1900 starb, kam es zu einem 10-jährigen Nachfolgestreit.

Zypern Nikosia Hissen der britischen Fahne. Foto aus der Illustrated London News
Zypern – Nikosia – Hissen der britischen Fahne – Illustrated London News [Public domain]

Mit Eintritt des Osmanischen Reiches in den Ersten Weltkrieg im Jahre 1914 auf Seiten der Mittelmächte wurde die Insel am 5. November 1914 von den Briten nun vollständig annektiert.

Unruhen führen 1921 zur Verbannung des Journalisten N. Katalanos und des Historikers Pierre Zannetos. Die Türkei stimmte im Friedensvertrag von Lausanne im Sommer 1923 rückwirkend der Annexion der Insel durch Großbritannien zu, die sie bis dahin formal noch besessen hatte. So wurde die Annexion der Insel durch Großbritannien völkerrechtlich legitimiert.

Zypern als britische Kronkolonie

Zypern wurde 1925 offiziell zur britischen Kronkolonie. Noch heute gibt es zwei großflächige britische Militärstützpunkte auf der Insel: Akrotiri und Dhekelia.

1928 begannen die Briten als Reaktion auf weitere Unruhen mit der „Dehellenisierung“, was zur Oktoberrevolte von 1931 führte. Nach der Niederschlagung der Unruhen wurden die Rädelsführer (darunter zwei Bischöfe) deportiert und die Briten übernahmen das Unterrichtswesen.

Nach dem Tode des griechisch-orthodoxen Erzbischofs Kyrillos III. im Jahr 1933 verboten sie der zyprischen Bevölkerung die Wahl eines Nachfolgers. Erst der Beginn des Zweiten Weltkrieges änderte die Verhältnisse. Zypern war, anders als die griechischen Inseln der Ägäis während des Zweiten Weltkrieges, nie von den Mittelmächten besetzt.

1943 wurden Kommunalwahlen abgehalten und 1947 durfte wieder ein Erzbischof (Makarios II.) gewählt werden. 1950 ließ Makarios II. eine Volksabstimmung durchführen; dabei stimmten 96 % der griechischen Zyprer für den Anschluss an Griechenland (sog. Enosis). Doch die Haltung der Briten ließ sich auch von diesem Ergebnis nicht beeinflussen.

Noch im selben Jahr verstarb Makarios II. und es folgte der Bischof von Kition als Makarios III. Die Griechen unterstützten wiederum unter ihrem Feldmarschall Papagos und dem Erzbischof Spyridon  offen den Anschluss Zyperns an Griechenland (Enosis).

1954 kam es nach Ablehnung des Anschlusses an Griechenland durch die UNO erneut zu Unruhen. Oberst Georgios Grivas stellte sich 1955 an die Spitze der Nationalen Organisation der zyprischen Kämpfer (EOKA) und rief zur Revolte auf.

Die EOKA griff zwischen 1955-59 zu den Waffen und kämpfte gegen die von Zyprern als Besatzung und Unterdrückung empfundene Herrschaft der Briten. Der Kampf endete zwar mit dem Ende der Herrschaft Großbritanniens, nicht jedoch mit der Vereinigung mit Griechenland.

In den Verträgen von Zürich und London wurde die Gründung der unabhängigen Republik Zypern beschlossen. Am 13. Dezember 1959 wurde griechisch-zyprische Erzbischof Makarios III. zum ersten Präsidenten und der türkisch-zyprische Dr. Fazil Küçük zum Vizepräsidenten der Republik Zypern gewählt.

Zypern - Nikosia - Freiheitsstatue zum Gedenken der Unabhängigkeit Zyperns von den Briten
Zypern – Nikosia – Freiheitsstatue zum Gedenken der Unabhängigkeit Zyperns von den Briten – A.Savin (Wikimedia Commons · WikiPhotoSpace) [FAL]

1960 – heute Unabhängigkeit

Die britische Kolonie wurde am 16. August 1960 auf Grund des Abkommens von Zürich zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei (1959) unabhängig und die Republik Zypern gegründet. Dabei wurden die griechisch- und türkischsprachigen Volksgruppen gleichberechtigt. Der Inselstaat wurde Mitglied der Vereinten Nationen, des Commonwealth, des Europarates und der Bewegung der Blockfreien.

Zum ersten Staatspräsidenten wurde Erzbischof Makarios (1913–1977) gewählt. In der Verfassung, die wesentlich von Großbritannien bestimmt worden war, wurden der türkischen Volksgruppe feste Repräsentationsrechte eingeräumt. Insbesondere wurden dem Vizepräsidenten, der stets von türkisch-zyprischer Seite gestellt werden sollte, umfassende Vetorechte eingeräumt.

Zyperns erster Präsident Makarios III nach der Unabhängigkeit von den Briten
Zypern – erster Präsident nach der Unabhängigkeit – Makarios III- NYWTS_cropped
New York World-Telegram and the Sun staff photographer: Fernandez, Orlando, photographer. Cropped by Badseed using The GIMP. [Public domain]

1963 wollte Makarios III. eine neue Verfassung durchsetzen, in der unter anderem das Vetorecht des Pgriechisch-zyprischen Präsidenten und des türkisch-zyprischen Vize-Präsidenten entfallen sollte. In der Folge kam es zu Spannungen, die Dörfer türkischer Zyprer wurden systematisch abgeriegelt und Teile der Armee wollten einen Anschluss an Griechenland durchsetzen (Enosis), während sich bei den türkischen Zyprern die Idee der Teilung der Insel (Taksim) durchsetzte.

Daraufhin zogen sich die türkischen Zyprer aus dem Regierungskabinett zurück und nahmen die Gründung einer illegalen „Provisorischen türkisch-zyprischen Verwaltung“ vor. Aufgrund der darauf folgenden Auseinandersetzungen zwischen den beiden Volksgruppen wurden auf Entschluss des UN-Sicherheitsrats zu Beginn des Jahres 1964 UN-Friedenstruppen auf der Insel stationiert.

Der durch Terrorakte von beiden Seiten ausgelöste Bürgerkrieg wurde durch die Entsendung von UN-Truppen beendet und am 10. August 1964 ein Waffenstillstand geschlossen. So wurde die Ledrastreet in Nikosia von britischen Truppen mit Stacheldraht abgeriegelt, nachdem es dort zu Unruhen zwischen griechischen und türkischen Zyprern gekommen war.

Zypernkonflikt nach der Unabhängigkeit

Der entsandten Friedenstruppe der Vereinten Nationen (United Nations Peacekeeping Force in Cyprus – UNFICYP) gelang es nicht die Eskalation des Zypernkonflikts zu verhindern.

In einem von der griechischen Junta unterstützten Putsch der zyprischen Nationalgarde wurde am 15. Juli 1974 Präsident Makarios III. gestürzt. Die nationalistisch orientierten Putschisten strebten die Angliederung an Griechenland an (Enosis). Als Folge von Pogromen und ethnischen Säuberungen und unter Berufung auf ihre Rolle als Garantie- und Schutzmacht der türkischen Inselbewohner intervenierte die Türkei und besetzte im Juli 1974 den Norden Zyperns.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bekräftigte in seiner Resolution die territoriale Integrität und Unteilbarkeit der Republik Zypern und verlangte den sofortigen Abzug der türkischen Truppen.

Am 16. August 1974 wurde ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen, die Friedenstruppe der Vereinten Nationen überwacht seitdem die Einhaltung des Waffenstillstandes, unter anderem durch regelmäßige Patrouillen an der Green Line genannten Demarkationslinie.

Proklamation Türkische Republik Nordzypern

1983 wurde im türkisch besetzten Nordteil der Insel die Türkische Republik Nordzypern (kurz TRNZ oder auch „Nordzypern“, türkisch Kuzey Kıbrıs Türk Cumhuriyeti – KKTC, im Englischen TRNC) proklamiert. Der UN-Sicherheitsrat erklärte die Proklamation in seiner Resolution 541 für völkerrechtswidrig. Die Türkei ist der einzige Staat, der die Türkische Republik Nordzypern anerkennt.

Am 23. April 2003 wurde die Grenze zwischen den beiden Landesteilen erstmals wieder durchlässig, als die Öffnung der Grenzübergänge für beide Volksgruppen für Besuche im jeweils anderen Teil der Insel erfolgte.

Annan-Plan zur Wiedervereinigung Zyperns

2004 scheiterte der Annan-Plan zur Wiedervereinigung der geteilten Insel in einer Volksabstimmung an der Ablehnung im griechischen Teil Zyperns, während die Bevölkerung im türkisch besetzten Norden dem Plan zustimmte. Der Annan-Plan hatte für den Südteil Zyperns den Namen Griechisch-zyprischer Staat vorgesehen. Hätte der Plan auch im Südteil Akzeptanz gefunden, würde Zypern heute offiziell Vereinigte Republik Zypern heißen. Das türkischsprachige Pendant im Nordteil, auf dem heute die Türkische Republik Nordzypern errichtet ist, hätte den Namen Türkisch-Zyprischer Staat erhalten. Die Türkische Republik Nordzypern hätte sich aufgelöst.

Vorgeschlagene Flagge für das wiedervereinigte Zypern

EU -Betritt Zyperns

Aufgrund der Ablehnung des Annan-Plans im Südteil, bei der sich 76% der griechischen Zyprer gegen den Plan aussprachen, wurde die Republik Zypern am 1. Mai 2004 als de facto geteiltes Land Mitglied der EU.

Erste Schritte der Öffnung

Am 9. Januar 2007 rissen türkische Zyprer in Nikosia die Barrikade auf der Nordseite der Ledrastreet (Lokmacı-Barrikade) als Zeichen des guten Willens ein, die seit 1967 das Symbol für die Trennung darstellt. Am 8. März 2007 wurde daraufhin von griechischen Zyprern die Barrikade auch auf der griechisch-zyprischen Seite niedergerissen.

Bei einem Treffen am 21. März 2008 zwischen den Führern der griechischsprachigen und türkischsprachigen Volksgruppen, Dimitris Christofias und Mehmet Ali Talat, begannen beide Seiten erneut Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Teile der Insel zu führen.

Am 3. April 2008 wurde an der Stelle der ehemaligen Barrikade ein Grenzübergang eröffnet. In der Altstadt von Nikosia ist dieser der einzige direkte Übergang und nur für Fußgänger und Radfahrer geöffnet.

Zypern - Nikosia - Öffnung der Ledrastreet als Übergang zwischen den Süden und dem Norden Zyperns
Zypern – Nikosia – Öffnung der Ledrastreet als Übergang zwischen den Süden und dem Norden Zyperns – Hidro [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Lesetipp

Wer mehr über die Geschichte, die zum Zypernkonflikt und die bis heute andauernde Teilung Zyperns führte, erfahren möchte, dem empfehle ich einen Besuch auf der Sachbuchseite. Dort findet ihr meine Auswahl an Büchern, die die Geschichte Zyperns ausführlicher beleuchten.

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Euer Team von www.zypern-info.de

 

Seite „Zypern“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. November 2018, 23:32 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zypern&oldid=182406418 (Abgerufen: 6. November 2018, 16:58 UTC)

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